Gerne möchte ich heute einige Zeilen zum Thema Weiblichkeit (in Beziehungen) schreiben.

Michaela Vogl mit der ich gestern ein Interview dazu geführt habe, hat mich auf das Thema gestoßen. Natürlich ist das für mich als Frau, in meinem Leben immer mal wieder ein Thema. 

Ich identifiziere mich eindeutig als Frau und fühle mich auch weiblich, dennoch bedeutete Weiblichkeit zu unterschiedlichen Zeiten in meinem Leben, unterschiedliche Dinge.

Was für Michaela und mich bei dem Interview herausgekommen ist und was ich auch in der Auseinandersetzung mit anderen herausgefunden habe: das soziale und psychische Geschlecht, also die Art und Weise, wie ich mich verhalte, fühle und was ich für mich als weiblich interpretiere, ist untrennbar von unserer Sozialisierung. Kurz gefasst könnte man sagen, ich bin weiblich erzogen, also verhalte ich mich weiblich und fühle mich weiblich. Das mag nicht für alle zutreffen, aber in meinem Fall ist es so. 

Nichts desto trotz habe ich mir immer mal wieder die Frage gestellt, wie weiblich bin ich und was bedeutet es für mich, weiblich zu sein? Was interpretiert die Gesellschaft als weiblich und was denkt z.B. mein Freund über meine Weiblichkeit? Lediglich in Bezug auf mein biologisches Geschlecht, gibt es hier Eindeutigkeit. Die sozialen und psychologischen Aspekte sind variabel und verändern sich je nach Lebensumständen.

Ich habe es beispielsweise erlebt, dass ich mich in der Umgebung bestimmter Menschen weiblicher fühle, als mit anderen Menschen. Oder, dass ich in der Begegnung mit Person X mehr mit mir und meiner Weiblichkeit im Reinen bin, als in der Begegnung mit Person Y.

Woran genau das liegt, kann ich nicht sagen.

Eine Theorie könnte sein, je mehr mein Gegenüber mit sich selbst im Reinen ist, desto mehr fühle ich diese Zufriedenheit auch in mir. 

Oder, je mehr mein (männliches) Gegenüber mit seiner Männlichkeit im Reinen ist, desto mehr kann ich auch mit meiner Weiblichkeit im Reinen sein.

Oder, je mehr mein Gegenüber meine Weiblichkeit und das Weibliche an sich, verehrt, desto „richtiger“ fühle ich mich, wie ich bin.

Das sind natürlich alles nur Ideen, die zum Nachdenken anregen können. Nichts davon ist tatsächlich empirisch überprüft.

Dennoch werfen sie die Frage auf, und darauf möchte ich heute eingehen, wie fühle ich mich als Frau in meiner Beziehung?

Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich mich in meiner toxischen Beziehung (als Frau) gefühlt habe und wie ich mich in meiner jetzigen Beziehung (als Frau ) fühle. Weiterhin habe ich Klientinnen beobachtet und versucht herauszufinden, welche Rolle ihre Weiblichkeit in ihren Beziehungen angenommen haben.

Was ich bei mehr oder weniger allen feststellen konnte, inklusive mir, ist, dass wir als Frauen immer auf die ein, oder andere Art abgewertet wurden. Dies konnte passieren, durch Kritik am Körper, blöde Bemerkungen, Abwertung angeblich weiblicher Eigenschaften, wie beispielsweise Emotionalität oder Empathie. Abwertung der Art und Weise, wie wir uns anderen Menschen (als Frauen) gegenüber verhalten. Drängung in ein stereotypes Rollenbild, oder Verdrängung weiblicher Aspekte (also Aspekte, welche die betroffene Frau für sich als weiblich definiert und einnehmen will).

Sexualität wurde oft in den Vordergrund gestellt, jedoch in Form einer Objektifizierung, also abgekoppelt von anderen Wünschen und Bedürfnissen, die üblicherweise an an einen Partner gestellt werden dürfen.

Erst viel später wurde mir klar, dass all diese Dinge dazu führen, dass Frauen sich in ihrer Weiblichkeit zutiefst gekränkt und verletzt fühlen. Sie werden nicht gesehen, so wie sie sind, sondern sollen so sein, wie sie eben nicht sind.

Nach meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass ist ein Charakterzug toxischer Beziehungen (natürlich gibt es das ebenso in Bezug auf Männer und Männlichkeit).

Die Abwertung der Weiblichkeit ist in diesen Beziehungen fast schon normal, jedoch können Frauen, die sich in diese Beziehungen begeben das nicht sofort oder direkt erkennen, da meist eine Erziehung genossen haben, die genau dieses Bild vermittelt.

Erst, wenn man sich intensiver damit beschäftigt und einmal das Gegenteil oder das was „normal“ sein sollte erlebt, erkennt man diese Problematik in ihrer Tiefe.

Wenn wir also aus einer toxischen Beziehung kommen und lernen wollen, wie man in eine gesunde Beziehung gelangt und diese auch halten und führen kann, dann ist man gut beraten, wenn man sich (neben anderen Dingen) den Selbstwert in Sachen Weiblichkeit zurück-erarbeitet, oder diesen überhaupt erst richtig aufbaut. 

Nur wenn ich weiß, wer ich als Frau (und als Mensch) bin und mir meines Wertes sicher bin, kann ich auch jemanden anziehen, der diesen Wert achtet und mich wertvoll fühlen lässt.

Dazu muss ich Klarheit darüber haben, was ich möchte, wie ich behandelt werden möchte und was ich nicht akzeptieren kann. Ich muss also in der Lage sein, ganz klare Grenzen zu setzen und Bedürfnisse auszusprechen.

Da ich mich aus toxischen Beziehungen herausgearbeitet habe und inzwischen Beziehungen führen kann, die sich sehr gut und gesund für mich anfühlen, kann ich auch über die Unterschiede in Bezug auf die Weiblichkeit in Beziehungen sprechen. Sicherlich sehen nicht alle gesunden Beziehungen in Bezug darauf gleich aus, aber dennoch gibt es wohl einige Aspekte, die ich benennen kann und die sich verändern, wenn man sich aus ungesunden Beziehungen herausbewegt.

Ein Unterschied ist beispielsweise, dass ich mich als Frau, mit weiblichen Attributen verehrt und geschätzt fühle, auch wenn diese bedeuten, dass es zu Konflikten oder schwierigen Situationen kommen kann. 

Weiterhin kann ich spüren, dass meine Weiblichkeit zwar geschätzt wird, aber auch das was mich sonst noch als Mensch ausmacht. Das bedeutet konkret, ich werde nicht nur für mein Aussehen, meine Schönheit und meine Sexualität geliebt, sondern auch für mein Wesen, meinen Charakter und mein Dasein. 

Meine Bedürfnisse als Frau werden gesehen und ernstgenommen, meine Grenzen als Frau werden geachtet und ich werde nicht auf Grund meines Geschlechts verurteilt, oder in bestimmte Schubladen gesteckt. Mein Partner traut mir Dinge zu, sieht mich als Teamplayer und spielt fair.

Diese Aspekte haben nicht unbedingt etwas mit Weiblichkeit zu tun, aber dennoch bedeutet das, dass wir aufgrund unserer Pole zusammen spielen und uns ergänzen. Die Männlichkeit meines Freundes erlaubt mir, weiblich zu sein und mich darin wohlfühlen. Mein Partner möchte nicht, dass ich so bin wie er oder, wie er es sich vorstellt, sondern er wünscht sich, dass ich mich entfalten kann, so wie ich bin. Ebenso wünsche ich mir das selbe für ihn.

Wenn ich auf meine toxische Beziehung zurück schaue, kann ich nichts davon darin erkennen. Lediglich die (sexuelle) Anziehung war auf Grund von Trauma-Bonding unfassbar groß. Auch wenn viele glauben, dass das gegeben sein muss, um eine gute Partnerschaft zu führen, muss ich dem widersprechen. Sexualität (aber bitte ohne Abhängigkeit!) Ist wichtig, aber die anderen Aspekte sind mindestens genauso wichtig. 

Weiblichkeit bedeutet nicht nur Körper sondern so viel mehr und jede/r muss für sich herausfinden, was das für ihn/sie ganz individuell bedeutet.

Sicherlich ist es eine gute Idee, sich mit seinem Partner darüber auszutauschen und zu reflektieren, ob man sich als Frau gesehen und verstanden fühlt und andererseits, ob man dem Partner die Chance gibt als Frau gesehen und verstanden zu werden.

Was bedeutet Weiblichkeit für dich, wie kommst du damit zurecht und wie sehr hast du dich in bisherigen Beziehungen in deiner Weiblichkeit verstanden gefühlt? Schreib mir gerne einen Kommentar unter diesen Blogeintrag.

Alles Liebe,

Maren

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