Im heutigen Blogbeitrag möchte ich über eine ganz sensible Phase sprechen. Es soll um den Übergang von einer ungesunden zu – dann hoffentlich einer gesunden Beziehung gehen. Die Frage, wie es weitergeht, wenn du deine Trennung hinter dich gebracht hast und du schon eine Weile an der Aufarbeitung und der Veränderung gearbeitet hast.
Aber zunächst zum Thema Trennung. Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Anliegen aus dem Beziehungsbereich in ein Coaching.
Um ein Beispiel zu nennen: „Ich lande immer wieder in ungesunden Beziehungen, was kann ich verändern?“ Oder: „Ich kann mich einfach nicht binden, wie schaffe ich es in Beziehung zu kommen?“ Oder aber: „Ich habe keinen/n PartnerIn – wäre aber gerne in einer Beziehung.“ Und viele mehr.
Ein großer Teil kommt mit dem Wunsch nach Trennung zu mir ins Coaching: Ihnen tut die Beziehung einfach nicht mehr gut, sie schaffen es jedoch nicht sich zu trennen. Das kann unterschiedliche Gründe haben: ein schlechtes Gewissen dem Partner gegenüber, Angst davor, danach keinen neuen Partner mehr zu finden, innere Unentschlossenheit, was die Beziehung betrifft, die Hoffnung, dass es doch noch besser werden könnte, ein geringer Selbstwert, Verantwortungsgefühle usw. Das sind alles nachvollziehbare Gründe und die eine Trennung ist häufig mit vielen Ängsten verbunden.
Oft können Personen sich auch nicht vorstellen, wie es stattdessen sein könnte – es fehlt ihnen die Perspektive und die Vorstellungskraft, was sich verbessern kann und wie schön Beziehung eigentlich sein kann.
Je nachdem wie der Partner sich verhält, werden von dieser Seite die Zweifel noch befeuert – schließlich will er/sie ja wahrscheinlich keine Trennung. Dann wird das eh schon schlechte Gewissen noch weiter geschürt, es werden bestimmte Triggerpunkte bedient, dein Partner/deine Partnerin sagt vielleicht: „Jemand der sich so sehr liebt wie ich, findest du nie wieder!“.
Das kann man dann schon als recht manipulatives Verhalten bezeichnen. Wenn du dann sowieso schon im Zwiespalt bist und Ängste hast, wird es sehr schwer sich loszulösen. Gerade auch dann, wenn du vielleicht grundsätzlich Schwierigkeiten hast dich zu entscheiden oder Angst vor Veränderungen hast.
Was ich bei meinen KlientInnen und auch außerhalb häufig beobachten kann: Die Person hat das Wissen, dass ihm/ihr die Beziehung nicht guttut, da wahrscheinlich schon viele Dinge vorgefallen sind, die es schwer machen, die Beziehung auf feste Füße zu stellen. Es gibt einen hohen Leidensdruck und teilweise schon körperlichen Symptomen – und trotzdem die Unfähigkeit sich zu trenne!
Meistens geht es da natürlich um größere Themen, die viel damit zu tun haben, was man als Kind über Beziehung und über echten Kontakt, gelernt hat. Daher glaube ich, dass es viel mehr Unterstützung bei Trennungsprozessen geben sollte.
Wenn nun jemand zu mir kommt und ich all diese Dinge feststelle, dann geht es mir natürlich nicht darum, die Person möglichst schnell zur Trennung zu bewegen, sondern, dass ich den/die KlientIn darin unterstütze, das zu tun, was er/sie wirklich möchte und was für ihn/sie wirklich gut ist. Das bestimme natürlich nicht ich, mein Gegenüber mit meiner Hilfe.
Was ich dann erlebe, ist wirklich wunderschön. Menschen, die am Anfang völlig niedergeschlagen und z.T. völlig am Limit waren, kommen durch den Trennungsprozess und die gute Begleitung währenddessen wieder komplett in ihre Kraft. Sie blühen auf und finden wieder zu sich. Sie finden heraus, wer sie wirklich sind und was sie im Leben wollen und was ihnen guttut. Das kann sich auf den Beziehungsbereich beziehen – hat aber auch oft einen ganz großen positiven Effekt auf andere Lebensbereiche.
In so einem Fall ist der Großteil meiner Arbeit jemanden dabei zu unterstützen, sich zu trennen, die Trennung zu überstehen, zu verarbeiten und sich dann wieder auf das eigene Leben konzentrieren zu können. Jeder, der schon eine Trennung erlebt hat, weiß, dass man da Hilfe und Unterstützung sehr gut gebrauchen kann.
Es ist wichtig zu verstehen, dass da die Arbeit natürlich noch nicht vorbei ist. Wir wollen ja nicht nur die ungesunden Beziehungen loslassen, sondern wir wollen zunächst schauen, dass es uns selbst richtig gut geht und wir Themen wie, deinen Selbstwert, deine Konditionierungen aus der Kindheit, deine Glaubenssätze, anschauen. Es ist also wichtig einerseits herauszufinden, welche Themen habe ich, wo gibt es Schwierigkeiten in meinem ganz persönlichen Leben, um im nächsten Schritt (oder auch parallel) zu schauen, wie steht das alles im Zusammenhang mit meinen Beziehungen. Am Ende sind diese Themen sowieso miteinander verwoben.
Wichtig sind Fragen wie: Was hast du für Bindungserfahrungen mit deinen Bezugspersonen gemacht? Was glaubst du über die Liebe? Was glaubst du, wie sehr du eine schöne Beziehung verdient hast? Was glaubst du, wie liebenswert du bist? Kannst du dir vorstellen, dass jemand dich liebt, genau so wie du bist? Kannst du PartnerInnen vertrauen?
Diese Fragen sind wirklich wichtig. Zum einen, für uns selbst und um herauszufinden, wie wir die Welt sehen. Zum anderen natürlich für alle anderen Beziehungen. Die Liebesbeziehungen und auch die anderen Beziehungen. Was braucht es, damit du jemanden anziehst, der dir guttut? Was braucht es, dass du diese Menschen überhaupt interessant findest und Daten willst? Wie gehst du vor, wenn du jemanden kennenlernst? Woran kannst du erkennen, dass dir jemand guttut?
Du siehst, da gibt es viele Dinge, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Ich kann dir aus Erfahrung sagen, diese Arbeit ist soo fruchtbar! Ich würde mir wirklich wünschen, dass jeder Mensch sich einmal mit diesen Fragen auseinandersetzt. Dann würden Beziehungen so viel besser laufen und man könnte sich ganz schön viel Stress ersparen. Im Übrigen bekomme ich auch mehrfach Feedback von Menschen, die bereits in einer glücklichen Beziehung leben und sich trotzdem von z.B. den Themen in meinem Podcast angesprochen fühlen. Das ist auch völlig logisch – wir alle tragen Themen in unsere Beziehungen – egal, ob das nun toxische Beziehungen sind, oder aber welche, die eigentlich ganz gut funktionieren. Man tut sich und seinem Partner/seiner Partnerin echt einen Gefallen, wenn man seine Muster mal genauer unter die Lupe nimmt.
Themen wie Eifersucht und Vertrauen kennt fast jeder, oder Freiheit vs. Sicherheit. Bedürfnisse und Grenzen… Sowas taucht in jeder Partnerschaft irgendwann auf.
Aber nun zurück zum Thema: dieser Übergang zwischen der toxischen und der gesunden Beziehung ist also extrem wichtig und steckt voller Lernerfahrungen und Veränderungen.
Was du jetzt schon für dich tun kannst, wenn du dich in diesem Prozess befindest, ist für dich herauszufinden, ob du wirklich, wirklich genug vom Drama in deinem Leben hast und ob du wirklich bereit bist, dich davon zu verabschieden. Oder gibt es da vielleicht noch einen kleinen, leisen Teil in dir, der Drama und Aufregung eigentlich ganz gut findet? Dann kannst du in diese Richtung weiter forschen. Finde heraus, weshalb du das Drama noch brauchst. Was in dir verhindert, dich auf etwas Sicheres einzulassen?
Als Nächstes ist es gut, wenn du dir mal aufschreibst, was du alles nicht mehr haben willst, wovon du dich wirklich von jetzt an verabschieden willst. Welche Verhaltensweisen und Muster brauchst du nicht mehr.
Notiere dir, was du dir stattdessen wünschst. Es ist wichtig, dass du diese Dinge klar hast. Dass auch dein Verstand weiß, was du willst. Wie wir emotional und auch mit unserem ganzen Körpersystem dann dahin kommen, ist eine andere Sache. Das ist tatsächlich etwas, das man alleine nicht bearbeiten kann. Ich glaube, es ist unabdingbar, auch da hinzuschauen. Du schaffst das nicht alleine mit Willen oder Wissen um die Dinge. Dafür braucht es tiefere Einsichten und ein Verstehen jenseits vom Verstand.
Aber du kannst trotzdem beginnen, dich zu verändern. Reflexion und Selbsterkenntnis sind der Grundstein für Veränderung. Und was ich allen empfehle: Wenn du möchtest, dass sich etwas bewegt, dann übe dich auch in ganz viel Selbstmitgefühl. Also hab Mitgefühl dafür, dass du’s nicht besser wusstest, dass du’s bisher nicht besser machen konntest, dass du dir vielleicht auch selbst einiges zugemutet hast. Es ist in Ordnung, dass das so war und du bist damit nicht alleine.
Sich selbst zu verurteilen, führt zu nichts. Das, was ich annehme, was ich akzeptiere, das, was da sein darf – kann sich auch verändern.
Ich hoffe, ich konnte dir heute nahelegen, wie wichtig die Punkte Trennung und Übergang sind und dass man damit achtsam umgehen muss. Dann ist so viel möglich.
Alles Liebe!