Heute wage ich an ein ziemlich großes Tabuthema und auch an ein schwieriges Thema heran. Es geht darum, welchen Einfluss Süchte auf unsere Beziehungen haben können und vor allem auf die dysfunktionalen Beziehungen. Bzw. was Süchte vielleicht auch dazu beitragen, dass eine Beziehung dysfunktional wird.

Ich meine damit vor allem Alkohol- und Drogensucht, wobei Alkohol genau genommen natürlich auch eine Droge ist. Ich glaube das auch andere Süchte, wie Spielsucht oder Pornosucht nicht unbedingt etwas Gutes beitragen und sicherlich können wir auch Arbeitssucht und Sexsucht irgendwie miteinbeziehen – und andere Süchte, die mir nicht so präsent sind.

Ich bin keine Suchtexpertin, aber ich habe mich mit dem Thema schon das ein oder andere Mal auseinandergesetzt und möchte heute einfach meine Sichtweise mit dir teilen.

Ich beziehe mich hauptsächlich auf Alkohol- und Drogensucht, weil es das ist, was mir am meisten begegnet und womit ich zum Teil auch selbst Berührung hatte.

Ob es sich um eine Sucht handelt oder nicht, ist nicht immer leicht zu sagen, weil Sucht ja viele Gesichter hat und die Betroffenen selbst sich wahrscheinlich selten als süchtig bezeichnen, oder sich mit dem Thema auseinandersetzen. Wir glauben oft, solange jemand seinen Alltag hinbekommt oder vermeintlich alles im Griff hat, ist es ja nicht so schlimm.

An der Stelle kann man sich sicherlich fragen, wie sehr kann jemand, der schon in der Sucht drinsteckt und die Substanz in irgendeiner Form braucht, noch reflektiert sein? Und ich will hier keine Menschen mit einer Sucht irgendwie verurteilen, sondern aufzeigen, wieso das in Beziehungen richtig Probleme machen kann.

Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, warum jemand anfällig für eine Sucht ist oder Suchtpotenzial in sich trägt. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich meistens psychische Ursachen in der Vergangenheit finden lassen. Ich glaube, in den seltensten Fällen werden Menschen einfach körperlich abhängig. Das ist wahrscheinlich ein Aspekt, der dann später noch hinzukommt.

Ich habe auf Instagram gefragt, ob ihr Fragen dazu habt und wer das aus eigener Erfahrung kennt. Es haben wirklich viele abgestimmt und viele kennen das Problem.

Ich persönlich halte es für extrem ungünstig, mit jemandem zusammen zu sein, der/die ein Suchtproblem hat. Ich möchte, das aber nicht einfach pauschal so behaupten, sondern erkläre dir, warum genau ich das so sehe – bzw. für wen diese Aussage zutrifft.

Die Frage ist ja immer, WER ist als Partner davon betroffen. Zum einen – bin ich als Partner alleine damit oder gibt es Familie, die mit im Boot ist oder aber sind auch Kinder davon betroffen. Ich finde, dort muss man schon unterscheiden.

Viele KlientInnen, die zu mir kommen, kennen dieses Thema entweder, weil ein Elternteil ein Suchtproblem hatte und/oder weil ein Partner ein Suchtproblem hat oder hatte. Nicht selten gibt es da auch eine Übereinstimmung! 

Also für die Frauen: wenn der Vater ein Suchtproblem hat, suchst du dir unbewusst später vielleicht auch einen Partner mit einem Suchtproblem.

Oder für die Männer: wenn die Mutter ein Suchtproblem hat (kann z.B. auch Magersucht sein) suchst du dir später unbewusst eine Partnerin, die auch ein Suchtproblem hat. 

Klingt ein bisschen einfach und klischeehaft, aber es ist tatsächlich häufig so! 

Ist ja auch logisch. Wie ich schon oft erwähnt habe, suchen wir uns ja unbewusst sie selben Bindungsmuster wieder, die wir von zu Hause kennen. Wir haben zu Hause gelernt, was Liebe ist und sind genau darauf programmiert.

Ich habe vorhin gesagt, dass ich davon abrate an jemandem festzuhalten, der/die eine Sucht hat und vor allem rate ich davon ab, neu mit jemandem zusammenzukommen, der/die eine Sucht hat. Auch wenn es sich um so etwas wie Marihuana handelt.

Jetzt fragst du dich bestimmt – ok krass, müssen dann alle Süchtigen alleine bleiben? Das ist natürlich eine berechtigte Frage! Meine einfache Antwort darauf wäre – ja vielleicht, aber das ist ja eigentlich nicht dein Problem! Ganz so einfach ist es natürlich nicht. 

Ich glaube, um ein Suchtproblem in einer Beziehung aushalten zu können und dabei nicht zugrunde zu gehen, muss man eine verdammt stabile Persönlichkeit haben. Man muss sehr viel Sicherheit in sich selbst tragen, man muss viele verschiedenen Elemente haben, aus denen das eigene Leben besteht und vor allem glaube ich, dass man extrem bindungsstabil sein muss. Man darf sich auf keinen Fall abhängig vom Partner machen oder den Selbstwert am Partner festmachen oder ein Retterthema haben. Und selbst wenn du dieser Voraussetzungen mitbringst, wird es ein Kampf! Aber ja, ich glaube, dann kann es möglicherweise gehen. 

Die meisten, die auf meine Inhalte stoßen, haben jedoch kein stabiles Bindungsmuster, können sich nicht sicher binden, machen sich abhängig vom Partner und haben Bindungs- und Verlustängste. Genau deshalb ziehst du ja gerade Partner an, die ein Suchtproblem haben.

Warum? Weil eine Sucht emotional unverfügbar macht – kurzzeitig und auch langfristig. Ein Süchtiger koppelt sich vom anderen emotional ab. Er/Sie verändert durch den Konsum eventuell auch seine/ihre Persönlichkeit und das führt ebenfalls zu Verlustangst. In einem klaren Moment ist dein Partner/deine Partnerin dann vielleicht wieder für dich da und du hast das Gefühl, es wird doch wieder alles gut und schön.

Bis der Kreislauf von vorne losgeht! Und da haben wir das on-off oder push-pull, das so süchtig macht. Du hast da als bindungsunsicherer Mensch eigentlich nicht viele Möglichkeiten, weil ja immer unter allem die Angst mitschwingt ihn/sie zu verlieren. Deshalb macht man entweder mit oder man erträgt es und schreitet sich regelmäßig oder wird sogar handgreiflich – weil die sowieso schon dysfunktionalen Muster in einer unsicheren Bindung auf die Spitze getrieben werden.

Aus all diesen Gründen würde ich Menschen, die nicht felsenfest im Sattel sitzen, echt empfehlen, das nicht zu machen. Es macht euch wahnsinnig – und diejenigen, die das kennen, werden es mir bestätigen. Man kann in solchen Situationen auch nicht vernünftig argumentieren – einerseits, weil die eigenen Trigger zu stark bedient werden und das Nervensystem dereguliert ist und andererseits, weil jemand, der eine Sucht hat, wahrscheinlich kein Eingeständnis macht und von jetzt an alles sein lassen wird.

Um besser einzuschätzen, wo du stehst, kannst du dir gerne selbst folgende Fragen stellen:

  • Wie gut klappt der Alltag und das gemeinsame Leben wirklich?
  • Wie sehr bin ich bereit, mein Leben für diese Sache zu opfern?
  • Wie lange mache ich das mit?
  • Können mein Nervensystem/meine Trigger/meine Bindungserfahrungen – überhaupt einen so instabilen Partner aushalten? Damit ist gemeint instabil im Bindungsverhalten, in der Zugewandtheit, in der Aufmerksamkeit und Zuwendung!
  • Wie stabil bin ich selbst und was brauche ich selbst?
  • Wie gut oder schlecht geht es mir damit?
  • Welche Hilfe bekommt mein Partner, oder nimmt er an?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand jemals damit aufhört (abgesehen, von den ganzen Hoffnungen, die auch im Spiel sind)?
  • Was beschönige ich und wo will ich nicht hinsehen?
  • Sind Kinder im Spiel?

Und auf den letzten Punkt will ich noch genauer eingehen. 

Wenn Kinder, die einen Elternteil mit einem Suchtproblem erleben – und es ist egal, ob das außerhalb stattfindet oder zu Hause. Ob jemand mit Substanzen den Kindern nie begegnet und zu Hause höchstens verkatert ist, oder die Kinder das aktiv mitbekommen – wenn das immer wieder passiert oder über einen längeren Zeitraum und vor allem in der frühen Kindheit, nehmen die Kinder immer etwas davon wahr und sie nehmen Verletzungen mit! Kinder sind unglaublich sensibel. Sie spüren Stimmungen, Veränderungen an den Eltern, Konflikte zwischen den Eltern und vor allem spüren sie emotionale Unverfügbarkeit – Ihnen selbst gegenüber oder dem anderen Elternteil gegenüber. Und das hinterlässt Spuren! Auch wenn der Elternteil physisch anwesend ist, kann er emotional unverfügbar und verschlossen sein. Das ist es, was Sucht macht! Deine Kinder checken das!

Daher weiß ich ehrlich gesagt nicht, warum man sich nicht selbst an erste Stelle setzt und die Kinder (wenn man welche hat) und sich nicht endlich davon abgrenzt. Ich meine das nicht verurteilend, sondern ich möchte aufklären und aufzeigen, was Sucht alles macht. Und ich verstehe natürlich, dass wir jemanden lieben oder nicht im Stich lassen wollen. Das sind auch gute Gründe. Meiner Meinung nach sollte und darf man sich jedoch für einen anderen Menschen nicht aufgeben! Wir leben nur ein Mal und ich persönlich habe mich dazu entschlossen, dass es ein richtig gutes Leben sein wird.

Es gibt Hilfe für Süchtige und für Angehörige. Meistens sind es eben nicht die Angehörigen, die helfen können, sondern andere Menschen oder Institutionen. 

Klar, es gibt auch so viele Vorstufen zu Sucht und die große Frage, ab wann bezeichnet man etwas als Sucht. Ich habe für mich eine klare Definition. Wenn Dinge/Substanzen/Möglichkeiten diese zu nehmen, wichtiger werden als Menschen, wird es schwierig. Wenn das Leben davon bestimmt ist. Letztlich ist das vielleicht auch egal – du musst für dich wissen, ob dir das guttut, ob du das Leben lebst, das du dir wünschst, ob du den Partner hast, den du dir wünschst, ob du diesen Deal eingehen kannst. 

Das ist eine sehr persönliche Sache und häufig wissen wir intuitiv, was das Richtige ist und können trotzdem nicht loslassen. Das hat dann auch etwas mit unseren Bindungsmustern zu tun. Mit dem, was wir für Liebe halten und was wir glauben für einen Partner/eine Partnerin tun zu müssen.

Man kann sich auch dabei helfen lassen, sich da herauszuarbeiten oder einen anderen Blick auf die Sache zu bekommen. Ich glaube egal wie, ist es wichtig sich das Thema einmal genau anzuschauen und keine Angst vor der Konsequenz zu haben. 

Ich glaube, es werden immer noch sehr viele Süchte in Beziehungen geheim gehalten, weil es natürlich schambehaftet ist, weil man es nicht wahrhaben will, weil es viel Schmerz mit sich bringt. Allerdings muss das alles nicht so sein. Oft ist die Angst davor schlimmer, als etwas dagegen zu tun!

Am Schluss noch meine ganz persönliche Meinung dazu: Ich kann alles verstehen und ich bin sehr mitfühlend und arbeite ja auch immer wieder mit Menschen, die auch selbst mit Süchten zu kämpfen haben, das ist keine Seltenheit!

ABER: ich habe für mich ganz persönlich entschieden, dass ich das in einer Beziehung nicht tragen kann und werde! Mein Nervensystem hält so etwas nicht aus und es macht mich kaputt! In meinen Dating-Prozessen und nun in meiner Beziehung kommuniziere ich das ganz deutlich.

Ich hoffe, du konntest aus diesem Beitrag etwas für dich mitnehmen und gewinnst mehr Klarheit.

Wenn du Unterstützung in dieser Situation benötigst, schreib mich gerne an: maren@bindungsmuster-coaching.de

Alles Liebe und Gute für dich!

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