Nach langer Zeit gibt es heute mal wieder einen Blogpost von mir. 

Falls du gerne noch mehr Inhalte von mir bekommen möchtest, dann hör doch mal in meinen Podcast „Alles ist Beziehung“ rein. Da gehe ich auf viele Themen im Bereich Beziehungen und Bindung ein.

Nun aber zum eigentlichen Thema des heutigen Beitrags. Es geht um das altbekannte Thema „Bedürfnisse“.

Das Thema Bedürfnisse ist sehr eng an das Thema Grenzen setzen gekoppelt, über das ich schon oft geschrieben und auch gesprochen habe. Wenn ich von Bedürfnissen sprechen, dann meine ich folgende: Bedürfnisse zu spüren und zu kennen – und auch in der Lage zu sein, diese zu kommunizieren und anzubringen. Sich zu getrauen, über Bedürfnisse zu sprechen oder überhaupt erstmal welche zu haben.

Wie auch bei den Grenzen, haben viele von uns gelernt, dass es besser ist keine Bedürfnisse zu haben – oder, dass nur bestimmte Bedürfnisse in Ordnung sind.

Du hast vielleicht gelernt, dass es gut ist dich an die Bedürfnisse von anderen anzupassen, weil du dann geliebt wirst. Oder vielleicht hast du gelernt, dass es gut ist, die Bedürfnisse von anderen zu erfüllen, um Liebe oder Aufmerksamkeit zu erhalten.

Sicherlich macht uns ein Teil davon zu guten PartnerInnen, verständnisvollen Menschen, umgänglichen Menschen – aber eben auch zu überangepassten Menschen, die nicht mehr wissen, was ihnen guttut, oder die immer das Glück der anderen vor ihr eigenes stellen. Um gemocht zu werden, um nicht ausgeschlossen zu werden, um Liebe zu erhalten.

Ich glaube unterm Strich ist das aber eher ein Beziehungskiller. Sicherlich ist eine gewisse Balance dieser Dinge gut. Aber jemand, der ein Thema damit hat, die eigene Bedürfnisse zu kommunizieren oder zu kennen, der/die hat wahrscheinlich keine Balance.

Was ich sehr oft erlebe, ist, dass Klienten sagen, sie haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie für sich einstehen. Sie fühlen sich so sehr für die Gefühle anderer verantwortlich, dass sie sich selbst mit Leichtigkeit übergehen und es sich sogar so anfühlt, als sei das richtig.

Ich stelle dann oft die Frage:  „Ok, aber fühlst du dich denn wohl? Fühlst du dich gesehen? Fühlst du dich erkannt? Hast du das Gefühl du kannst wirklich du selbst sein im Kontakt?“

„Oder träumst du manchmal davon, dass jemand deine Sehnsüchte erfüllt und kennt? Träumst du davon, endlich anzukommen und du selbst sein zu können? Hast du das Gefühl, nur alleine kannst du ganz du sein? Hast du das Gefühl, Kontakt ist anstrengend und du kannst einfach nicht die Erwartungen erfüllen?“

Ja, dann hast du wahrscheinlich Schwierigkeiten, deinen Bedürfnissen nachzugehen. Und da ich viel über Beziehungen schreibe und mich damit auseinandersetze, geht es natürlich darum, diese Bedürfnisse auch im Kontakt anzubringen. Es ist egal, um welche Art von Beziehung es hier geht. Das kann in Liebesbeziehungen ein Thema sein, aber auch in Freundschaften und Arbeitsbeziehungen.

An dieser Stelle ist mir auch ganz wichtig zu sagen (und das gilt auch für die Partner): Es geht NICHT darum, sofort alle Bedürfnisse zu erfüllen, oder erfüllt zu bekommen. Vielleicht kann dein Partner/deine Partnerin deine Bedürfnisse gar nicht erfüllen, weil es außerhalb seiner/ihrer Macht liegt oder er/sie es einfach nicht machen möchte.

Es geht VIELMEHR darum, dass Bedürfnisse angebracht/ausgesprochen werden dürfen und einfach da sein dürfen. Was dann damit passiert, ist nochmal ein ganz anderes Thema. 

Also auch wenn du das Gefühl hast, du musst dich immer um die Bedürfnisse anderer kümmern: Nicht jede Bedürfnisäußerung ist eine Handlungsaufforderung!! Oft geht es nämlich gar nicht um eine schnelle Lösung, sondern darum, das Bedürfnis erstmal zu äußern. Erstmal zu verstehen, dass es da ist und es auch da sein darf. Dann fühlen wir uns gesehen – dann fühlt dein Gegenüber sich gesehen!

Und ich habe dieses Thema gewählt, weil das eben ganz oft zu Schwierigkeiten in Beziehungen führt. Irgendwelche Erwartungs-Erwartungen oder Missstände oder Enttäuschungen, weil dieses Thema einfach nicht richtig angegangen wird.

Wenn du nun besser verstehen möchtest, wie du besser mit deinen Bedürfnissen zurechtkommst bzw. erstmal herausfinden möchtest, wie du weißt, was du willst, wie du weißt, was deine Bedürfnisse überhaupt sind, dann geht es auch ganz stark darum, dass du dich selbst wieder mehr spürst und ein Verständnis dafür bekommst, was du gerade brauchst. Dafür kannst du über den Tag verteilt immer mal wieder mit dir selbst einchecken: mach dir bewusst, was du gerade fühlst und frage dich dann: Was brauche ich gerade, was würde mir jetzt guttun?

Um dich selbst besser kennenzulernen, wenn du wirklich Schwierigkeiten hast zu wissen, was du willst und was dir guttut, dann kannst du dir auch selbst ein paar Fragen stellen und dir die Antworten aufschreiben.

Ich nenne sie Bedürfnisfragen. Und sie sind natürlich losgelöst von dem Einfluss irgendeiner Person, weil z.B. die aktuelle Beziehung beeinflussend wirken kann.

Bedürfnisfragen: 

Was bringt meine Augen so richtig zum Leuchten? 

Worüber rede ich gerne oder wovon erzähle ich gerne? 

Worin kann ich mich so richtig verlieren? 

Wenn ich alleine auf einer Insel wäre, was würde ich dann tun? 

Wobei kann ich mich so richtig entspannen? 

Wobei hüpft mein Herz? 

Was habe ich als Kind gerne gemacht? 

An welchen Dingen kann ich mich erfreuen? 

Oder, du kannst dich natürlich auch an deinen Werten orientieren. Kennst du deine Werte? Wenn nein, welche Wetze sind dir besonders wichtig? Es gibt im Internet Wertetabellen, die kannst du dir mal anschauen. Finde heraus, welche z.B. deine 5 wichtigsten Werte sind und schaue, ob du dein Leben auch danach lebst.

Wenn wir auf Beziehungen schauen. Wie stellst du dir eine ideale Beziehung vor? Wie möchtest du dich in der Beziehung fühlen? Was muss gegeben sein, damit du dich so fühlst? Wenn du das für dich klar hast, dann weißt du auch besser, was deine Bedürfnisse in dem Bereich sind. Was sind für dich wichtige Punkte und was willst du überhaupt nicht in Beziehungen, was sind No Gos? Und ich bringe meinen KlientInnen z.B. auch einfach bei, was gesunde Beziehungen ausmacht, was da alles dazu gehört und was nicht.

Um mal ein Beispiel zu nenne: Für mich sind Loyalität, Offenheit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, gegenseitige Unterstützung und Freiheit sehr wichtig in Liebesbeziehungen. Das bedeutet, ich suche mir einen Partner, der das mitbringt bzw. ich gestalte auch selbst die Beziehung so. Ich habe ja schließlich Mitspracherecht ;-).

Trotzdem gibt es natürlich Dinge, die ich brauche, die mein Partner ja gar nicht von mir wissen kann und da ist es wichtig, dass ich ihm das sagen kann, ohne dass es z.B. bewertet wird, auch wenn er das Bedürfnis vielleicht nicht nachvollziehen kann. Andersherum natürlich genauso.

Und ich würde auch recht früh in der Beziehung oder im Kennenlernprozess austesten, ob ich da wirklich meine Bedürfnisse anbringen kann. Was will ich mit jemandem, der keine Lust hat mir zuzuhören, oder dem meine Bedürfnisse egal sind, der nur seine eigenen in den Vordergrund stellt? Das wäre für mich keine Beziehung auf Augenhöhe und darauf würde ich mich nicht einlassen.

Gerade für Menschen, die schnell allen anderen die Bedürfnisse von den Lippen ablesen, ist es total wichtig, ihre eigenen kennenzulernen. Klar, wenn ich vielleicht das erste Mal in meinem Leben beginne mich um meine Bedürfnisse zu kümmern und für diese einzustehen, dann kann es auch zu Konflikten kommen. Dann bin ich mit meinem Partner eventuell uneinig und das kann sich schlecht anfühlen. Vielleicht hast du ein schlechtes Gewissen oder denkst, du tust was komplett Falsches!

Das ist normal! Du bist dabei ein Muster zu verändern, natürlich fühlt sich das erstmal nicht gut an. Wahrscheinlich hat man dir schon als Kind ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn es um deine Bedürfnisse ging oder wenn du nicht da warst, um die Bedürfnisse von z.B. Mama zu erfüllen (Bedürfnis nach Kontakt, Liebe, Nähe …) es ist also völlig klar, dass das ziemlich tief sitzt und sich erstmal nicht gut anfühlt.

Es geht dabei aber darum, diese festgefahrenen Bahnen umzuschreiben. Und das geht nur, indem du auch etwas anderes tust. Versuche dir klarzumachen, dass dieses Umlernen wichtig und gut für dich ist. Dass du auf dem Weg zu dir selbst bist und eine ganz tolle Mission verfolgst!

So wie gute Gefühle kein Indikator dafür sind, dass man auch etwas Gutes tut, sind schlechte Gefühle kein Indikator dafür, dass es jetzt falsch ist, was du tust. Um zu wissen, was jetzt wirklich richtig und was falsch ist, haben wir unseren Verstand, der uns dabei helfen kann – oder eben Personen, die es gut mit uns meinen oder Experten.

Daher an dieser Stelle und zum Abschluss dieses Beitrags noch einmal der Appell: fühl wirklich in dich hinein, lerne dich selbst mit den oben genannten Fragen besser kennen und lerne, was dir wirklich guttut, was dir entspricht und kümmere dich um dich selbst. Das ist wirklich selbstliebend und das ist wichtig um schöne und erfüllte Beziehungen zu haben, in denen wir nicht permanent damit beschäftigt sind, unsere Trigger und Trauma aufzulösen und aneinander abzuarbeiten.

Alles Liebe

Maren

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