Passend zur winterlichen Jahreszeit und zum Gesprächskreis, den ich im November gehalten habe, möchte auch etwas zum Thema Verlust und Loslassen schreiben.

Warum schreibe ich hier darüber? Ich glaube, es ist insgesamt ein wichtiges Thema und für viele auch ein schwieriges oder Tabuthema. Das Thema Tod und Vergänglichkeit triggert viele Menschen. Auch, weil wir in einer Welt, zumindest in einer Gesellschaft, leben, in der dieses Thema oft keinen Platz hat. Allerdings feiern wir Tage wie Halloween, das keltische Fest Samhain und die Tage Allerheiligen und Allerseelen. Und das sind zumindest ein paar wenige Tage, an denen es angebracht scheint, sich dem Thema zu widmen. 

In anderen Kulturen ist das ganz anders, da gibt es richtige (fröhliche, bunte) Feste und auch einen Totenkult – z.B. in Mexiko.

Weiterhin ist das Thema loslassen natürlich auch ein Beziehungsthema. KlientInnen, die zu mir kommen, müssen oder wollen jemanden loslassen und können nicht, oder der Noch-Partner kann nicht, weil es unendlich viel Angst macht, ohne den anderen zu sein, selbst wenn es sich um eine ungute Beziehung handelt.

Ich möchte ein bisschen darüber sprechen, wie man sich diesem Thema annähern kann und wie man eventuell einen Perspektivwechsel hinbekommt. Wenn das Thema für euch sehr schlimm ist oder ihr da wirklich in eine sehr starke innere Not kommt, dann holt euch am besten professionelle Hilfe.

Überlege dir gerne, was deine Erfahrungen mit diesem Thema sind, wie du dazu stehst, was deine Gefühle dazu sind. Schreibe dir auf, was du fühlst, wenn du daran denkst!

Mein Gedanke dazu ist, dass der Mensch sich an der Natur orientieren und sie als Vorbild nutzen kann.

Wenn es um Trennung geht, suchen wir die Schuld oft bei uns, weil uns das ein Gefühl von Kontrolle verschafft. Wenn es um den Tod geht, entzieht sich das komplett unserer Kontrolle – daher ist das Ohnmachtsgefühl so groß. Wir erleben einen Kontrollverlust.

Trauern funktioniert nach keinem Schema – egal, ob du um jemand Verstorbenen trauerst, eine Beziehung, eine Lebensphase, oder vielleicht um eine Zukunft, die auf einmal nicht mehr so sein wird.

Tatsächlich geht es bei der Trauer nicht darum, etwas hinter dir zu lassen oder abzulegen wie einst die schwarze Kleidung nach dem Trauerjahr. Als Prozess dient sie dazu, den Schmerz zu verarbeiten. Das kann schneller gehen oder mag auch langsamer gelingen. Jeder trauert anders.

Es geht nicht darum, die Trauer so schnell wie möglich loszulassen und abzuladen, sondern sich darauf einzulassen und sie Schritt für Schritt zu verarbeiten. Es ist wichtig, dem Schmerz genügend Zeit zu geben, damit er sich nicht als Krankheit manifestiert.

Um besser mit Verlust umgehen zu können, kann es hilfreich sein, sich an der Natur zu orientieren.

Wenn wir die Natur beobachten, können wir folgendes lernen, vor allem im Winter:

Die Erde zieht sich in ihr Inneres zurück. Sie atmet tief ein, wird still und fest. Verrottetes Laub, verdorrte und abgestorbene Pflanzenteile oder gefrorene eiskalte Gewässer symbolisieren den Rückzug der Natur. Auch unsere Aktivitäten verlagern sich dann nach drinnen.

Wir werden ruhiger, möchten herunterfahren, lieber zu Hause bleiben und suchen die Ruhe.

Die Farben der Natur im Winter symbolisieren den Übergang zwischen Leben und Tod, stehen für die Innenschau, das Befassen mit eigenen inneren Themen.

So wie sich die Natur in einem Prozess vom belebten, bunten Sommer verabschiedet – so können auch wir uns in unserem eigenen Tempo, von den Dingen, die wir loslassen wollen/müssen verabschieden.

Die Natur zeigt und, dass wir in einem ewigen Kreislauf stehen. Damit etwas Neues entstehen kann, muss zuerst etwas Altes gehen, absterben, sich verabschieden, Platz schaffen. 

Dieser Kreislauf wiederholt sich immer wieder, wie selbstverständlich. Das ist ein Naturgesetz. Der Winter und seine Energie bringt eine große Entschleunigung und unterstützt den Rückzug in die Innenwelt.

Genau jetzt können wir uns mit Themen wie Trauer, Schmerz, Angst, Scham, Schuld, Wut oder gar Hass beschäftigen. Situationen in denen diese Gefühle auftauchen (auch in der Erinnerung) dürfen jetzt erlebt und durchlaufen werden. Es geht um: anschauen, zulassen, ausdrücken und loslassen. Es geht darum, sich die Zeit dafür zu nehmen und sich einzugestehen, dass bestimmte Themen in den letzten Monaten sehr wichtig waren und viel Raum bekommen haben. Jetzt kannst du der Trauer begegnen.

Dazu kannst du z.B. auch ein Feuer machen, Räuchern, einen Brief schreiben oder etwas anderes, das du mit Loslassen verbindest.

Vielleicht möchtest du einen geliebten Menschen loslassen, einen Lebensabschnitt, eine Situation, an der du noch festgehalten hast, an einem Teil deines Egos, der dir nicht mehr dient. Oder an etwas, das du eigentlich gerne behalten würdest, aber das nun gehen möchte.

Loslassen müssen ist jenseits unserer Kontrolle und es ist schwierig, das zu akzeptieren, denn wo Menschen keine Kontrolle haben, fühlen sie sich schnell unsicher.

Vielleicht hilft dir ja der Blick auf die Natur. Die Natur kontrolliert nicht, sie passiert. Sie “weiß”, dass alles ein Kreislauf ist und damit irgendwann etwas Neues entstehen kann, muss Altes gehen. Altes darf gehen, losgelassen werden, darf Frieden finden, und Neues, Schönes wird kommen – das ist unausweichlich. Nur wir Menschen haben dieses Vertrauen oft nicht, obwohl uns die Natur das jeden Tag vormacht. Festhalten wollen führt oft zu viel mehr Schmerz. Daher kommst du hier mit Hingabe sicherlich weiter.

Vielleicht hilft dir auch der Gedanke, dass die Natur und das, was uns umgibt, größer ist, als wir selbst. Dass das Leben sich immer weiterentwickeln will (Evolution) und dass das was passiert FÜR und passiert. Nur weil etwas schwer zu begreifen ist, bedeutet es nicht, dass es falsch ist. 

Der Schmerz, den du vielleicht empfindest, ist eine Emotion – keine Situation. Eine Emotion, die vorbeigeht in einer Situation, die sich ebenfalls, wie die Natur, stetig verändert.

Alles Liebe 

Maren

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