Was hat Sinnlichkeit mit Selbstliebe zu tun?

Seit einiger Zeit mache ich mir vermehrt Gedanken über das Thema Sinnlichkeit.

Ich bin von Natur aus eine sehr sinnliche Person, habe aber oft das Gefühl, dass dieses Bedürfnis nicht so richtig gestillt wird, bzw. ich lange Zeit in meinem Leben gelernt habe es zu unterdrücken. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt Sinnlichkeit in Verbindung mit Sexualität.

 

Das ist mir natürlich auch wichtig, aber ich meine vielmehr das Erleben und Spüren der Sinne bzw. über die Sinne. Das ist für mich wichtiger Bestandteil meines Lebens. In einer Welt, die so sehr vom Verstand gesteuert wird und in der Intellektualität einen so hohen Stellenwert hat, wird dem oft nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt.

Ich glaube, dass wir allgemein viel zu wenig Sinnliches und Sinnlichkeit in unserem Leben zulassen.

 

Oft verbinden wir damit Scham oder glauben es ist nicht angebracht oder nicht so wichtig. In Wirklichkeit gibt die Sinnlichkeit uns aber die Erfahrung etwas wirklich wahrzunehmen, etwas wirklich zu erspüren und komplett im Moment zu sein.

Das bedeutet, dass wir uns wirklich hingeben können, egal womit wir gerade beschäftigt sind.

 

Ich glaube viele Menschen haben gar keinen richtigen Zugang mehr zu ihrer Sinnlichkeit, dabei steigert sie die Qualität des Erfahrbaren enorm!

Wer alle seine Sinne einsetzt und wirklich bewusst spürt, was passiert, der ist wirklich in Kontakt mit sich selbst. Der weiß, was ihm gerade guttut, was er gerade braucht und wann etwas gut und nicht gut ist. Jemand der mit seiner Sinnlichkeit in Kontakt ist, kann meiner Meinung nach viel selbstliebender mit sich umgehen. Oder anders herum – wer selbstliebender sein möchte, der sollte wieder mit seiner Sinnlichkeit in Kontakt kommen.

Sinnlichkeit ist, so wie ich es empfinde auch immer etwas Positives. Etwas Wertschätzendes und Achtungsvolles. Sinnlichkeit ist einfühlsam und niemals grob.

Sinnlichkeit macht Sinn, stiftet Sinn für das, was wir in diesem Moment erleben.

 

Sinnlichkeit kann dabei für jeden etwas anderes bedeutet. Wichtig ist, dass du weißt, wann etwas für dich sinnlich ist und wie du Zugang dazu bekommst.

Für mich beispielsweise hat Sinnlichkeit sehr viel mit Sehen und Fühlen zu tun. Ich empfinde Sinnlichkeit, über Berührungen jeglicher Art – über das Spüren verschiedener Dinge. Das kann im Prinzip alles sein, wenn es im gegebenen Kontext passend ist.

 

Sehen oder Betrachten hat für mich auch sehr viel mit Sinnlichkeit zu tun. Das Betrachten eines (für mich) schönen oder interessanten Gemäldes. Das Betrachten eines Sonnenuntergangs oder einfach einer schönen Landschaft oder einer Blume. Es können Kleinigkeiten sein, die mich Sinnlichkeit erfahren lassen. Wenn ich etwas betrachte, dass mir gut gefällt, dann kann ich das körperlich spüren. Wenn ich etwas sehe, das für mich in diesem Moment perfekt erscheint (und das hat nichts mit makellos oder fehlerfrei zu tun!), dann bekomme ich ein inneres Gefühl von tiefer Zufriedenheit, Freude und Dankbarkeit. Dann ist das für mich eine sinnliche Erfahrung.

Man könnte auch gut sagen, eine sinnliche Erfahrung ist Liebe. Das, was man dann spürt, ist Liebe!

 

Oder auch anders gesagt, ich kann meistens nur tiefe Liebe empfinden, wenn Sinnlichkeit in welcher Form auch immer, ein Teil davon ist.

Ich habe schon einiges dafür getan mich in Selbstliebe zu üben und wie ihr inzwischen vielleicht schon wisst, hab ich da inzwischen so einige Tricks auf Lager.

Eine Sache, die mir aber tatsächlich erst neulich so richtig klar geworden ist, ist wie gut ich Selbstliebe über Sinnlichkeit üben und erweitern kann.

Eventuell ist das eine Möglichkeit, auf die man erst Lust hat, wenn man schon einigermaßen am sich selbst lieben ist, da man Sinnlichkeit natürlich auch immer mit dem eigenen Körper in Verbindung bringt (denn man benötigt diesen nunmal, um seine Sinne einzusetzen) und man dazu seinen eigenen Körper am besten auch mögen und schätzen sollte. Dabei ist es völlig egal, wie dieser aussieht. Den eignen Körper zu schätzen hat nichts mit Schönheitsidealen zu tun. Es geht vielmehr darum, dass du mit Schritt und Tritt du bist und bei dir bleibst. Dass du dich selbst genießen kannst, egal wo du bist und wie du aussiehst.

 

Ich würde sagen, das ist tatsächlich etwas, was ich inzwischen überwiegend schaffe und es ist ein ziemlich großer Fortschritt für mich. Inzwischen fühle ich mich meistens wunderbar in mir, auch wenn ich mich mal nicht mag. Das schließt sich nämlich nicht aus.

So bin ich also mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mich noch mehr meiner Sinnlichkeit hingeben möchte und Sinnlichkeit viel mehr in meinen Alltag integrieren möchte.

Das fühlt sich richtig gut an – es fühlt sich wie eine Befreiung an. Also ob ich mich noch weiter von Konditionierungen, Glaubenssätzen und Beurteilungen über mich befreien konnte. Als ob ich mich noch weiter auf mich zubewegen kann und wirklich ich sein kann – bzw. wenn ich meine eigene Sinnlichkeit mehr auslebe, dann kann ich mich selbst noch mehr genießen. Ich mache mich, für mich selbst erfahrbar und ich glaube das ist mit das Beste, was man daraus ziehen kann! Deshalb ist Sinnlichkeit so wertvoll und so wichtig.

 

Wie kann ich also konkret mehr Sinnlichkeit in mein Leben lassen?

Für mich bedeutet das nicht, dass ich unbedingt neue Dinge erleben muss, das ist nur ein Teil davon. Der erste Schritt ist es, die Dinge die ich tue wirklich zu genießen. Sie mit Liebe oder Hingabe auszuführen. Das Meiste in meinem Leben mache ich wirklich gerne, ich bin nur manchmal nicht komplett mit der Aufmerksamkeit dabei. Also, werde ich vermehrt darauf achten, wirklich wahrzunehmen und zu fühlen, was gerade passiert.

Dabei versuche ich den Verstand zurückzunehmen. Denn unsere Sinneswahrnehmungen werden durch stark analytisches Denken stumpf. Sinnlichkeit ist also keine Sache des Verstandes, sondern eine Angelegenheit des Gefühls.

 

Weiterhin lade ich neue Erfahrungen für meine Sinne in mein Leben ein. Ich probiere z.B. neue Gewürze, neue Speisen, lass mich von Kunst inspirieren, esse mit den Händen, male mit den Fingern. Ich experimentiere in allen Bereichen, die für mich etwas mit Sinnlichkeit zu tun haben. Das kann ich alleine tun und das kann ich mit anderen Personen tun.

Wenn ich mir die Haare kämme, oder mich eincreme, dann mache ich das nicht automatisiert, sondern ich fühle ganz bewusst, was es zu fühlen gibt. Wenn ich eine Unterhaltung habe, dann höre ich genau hin und lass dem anderen Zeit zu sagen, was er sagen möchte.

Wenn ich frühstücke, dann mache ich nur das. Ich schmecke, was es zu schmecken gibt. Ich fühle die Konsistenz in meinem Mund und die Temperatur.

Dadurch macht das Leben irgendwie so viel mehr Spaß! Alles wird noch interessanter, bunter und tiefer als es sowieso schon ist!

 

Ich habe mich oft gefragt wie ich es schaffe präsenter zu sein. Ja, ich wusste, ich soll einfach bewusster sein, achtsamer sein – mehr im Hier und Jetzt. Aber wie geht das denn eigentlich?

Als ich mich mit dem Thema Sinnlichkeit aktiv auseinandergesetzt habe, war es mir auf einmal klar! Über und mit Sinnlichkeit schaffe ich es präsent zu werden! Dadurch, dass ich über die Sinne wahrnehme bin ich im Augenblick. Wenn ich mich aktiv darum bemühe sinnlich zu sein, schaffe ich es gleichzeitig im Augenblick anzukommen!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich war das eine geniale Erkenntnis, da ich endlich verstanden habe WIE ich präsent sein kann. Und weil ich auch verstanden habe, was ich tun muss, wenn ich mal wieder abschweife und wieder zurückkommen will.

 

Für mich ist damit ganz klar – Sinnlichkeit gehört in den Alltag und gehört in meine ganz normalen Handlungen und Aktivitäten.

Ich hoffe, ich konnte euch hiermit ein wenig dazu inspirieren ebenfalls sinnlicher zu werden!

 

Alles Liebe!

 
 

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