Bindungsangst – in toxischen Beziehungen, ständiger Begleiter.

Ich möchte heute gerne etwas zu Bindungsangst schreiben, denn ich glaube, dass es auf der einen Seite viele Menschen gibt, die ein Problem mit Bindung haben und es gar nicht wissen und andererseits, viele einen bindungsängstlichen Partner haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen bzw. seine/ihre Bindungsangst nicht verstehen.

Wer Bindungsangst kennt, weiß wie schwierig es sein kann in eine Beziehung zu gehen und wie man an seinen eigenen Mustern und Mechanismen verzweifeln kann.

Wer Bindungsangst nicht kennt, kann sich kaum vorstellen wie sich das anfühlt!

Bindungsangst zeigt sich in vielen, nur teilweise bewussten Mustern und Verhaltensweise.

Das wohl eindeutigste Zeichen von Bindungsangst ist, dass Menschen einfach nicht oder nur wenig in Beziehung gehen. Sie haben dann mitunter ab und an kurze Beziehungen, aber meistens scheitern die Beziehungsversuche nach einigen Monaten oder Wochen.

Das Gefühl “der/die Richtige war einfach noch nicht dabei“, ist die Erklärung warum man einfach keine Beziehung hat.

Meistens merkt die Person nach einiger Zeit, dass dann doch irgendetwas nicht passt oder mit dem anderen scheinbar nicht stimmt. Dann erkalten die Gefühle und anstatt diese Phase zu überwinden, kommt es dann zur Trennung. Ein Gefühl von “ich muss hier weg!“ taucht auf.

Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass Annäherungen für den Betroffenen zu schnell gehen und sein “System“ dann zu macht. Man kann sich das wie eine Art Schockreaktion vorstellen. Auch sie verursacht, dass die Gefühle erkalten und der Partner plötzlich als viel zu viel, lästig oder abstoßend empfunden wird. Oft können Bindungsängstler diese Reaktion bei sich selbst nicht verstehen und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Die einzig mögliche Reaktion ist dann die Flucht.

Weitere Merkmale können z.B. das ständige reden über andere tolle Männer/Frauen sein, eine dritte Person im Bunde (Expartner, neuer Kollege…), ständiges Kritisieren, emotionale Distanzierung, keine Lust auf Sex usw….

Emotionale Nähe und körperliche Nähe sind für Menschen mit Bindungsangst sehr schwer zu vereinen. Es fühlt sich einfach zu nahe an! Es fühlt sich an, als müsste man sich für etwas entscheiden aus dem man dann nicht mehr aussteigen kann. Man spürt einen inneren Druck, der sich sehr belastend anfühlt.

Das Gegenüber kann meistens nicht verstehen, wie nach so viel Nähe dann auf einmal so viel Distanz entstehen kann. Schließlich haben sie Gefühle aufgebaut und müssen dann erkennen, dass sich der Partner komplett anders verhält und fühlt.

Mit jeder Distanzierung des Bindungsängstlers wird Verlustangst getriggert und sehr stark geschürt. Dieser fängt dann vielleicht an zu klammern und möchte noch mehr Nähe und Kontakt, weil er Angst bekommt den anderen zu verlieren. Seine Gedanken kreisen sich nur noch um den anderen – er/sie möchte jetzt alles richtig machen, um den anderen nur nicht zu verlieren.

Dies schlägt den Bindungsängstler natürlich in die Flucht.

Kommt er dann doch wieder zurück…

…hat der Partner endlich was er/sie wollte und seine Sehnsucht wurde gehört bzw. die Verlustangst kann gestillt werden. Jedoch nur so lange bis das Spiel wieder von Neuem beginnt. Damit beginnt der Kreislauf von on-off Beziehungen, die in den meisten Fällen sehr toxisch werden können (auch durch weitere Merkmale einer toxischen Beziehung).

So schwierig das zu verstehen ist, aber hier geht es nicht um tiefe Liebe oder Verbundenheit, hier geht es um das gegenseitige Bedienen von Mustern.

Beide bedienen beim jeweils anderen ein ganz bestimmtes Bindungsmuster und beide holen beim anderen tiefe Gefühle und Bindungserfahrungen aus der Kindheit hervor. Deshalb fühlt es sich so vertraut an, deshalb verliert man den Verstand und deshalb kann man nicht einfach gehen und gerät in eine starke Abhängigkeit. Die Muster sind viel zu stark um sich einfach lösen zu können! Eben so lange bis man anfängt sie zu durchbrechen und umzupolen.

Im Kern haben beide Partner Bindungsangst – einer aktiv und offensichtlich und der andere passiv und verdeckt (da er sich unbewusst einen Partner sucht, der sich nicht einlassen will oder kann).

Um aus dieser Schleife auszubrechen, muss man sich anschauen, woher die Bindungsangst kommt und wie man diese lindern kann. Man muss Schritt für Schritt lernen was gesunde Bindung und gesunde Beziehung bedeuten und wie man diese erfahren und in sein Leben ziehen kann.

Im allerersten Schritt braucht es jedoch die Bereitschaft anzuerkennen, dass man hier Schwierigkeiten hat und die Bereitschaft diese Schwierigkeiten anzugehen. Dann beginnt ein lebensverändernder Prozess – und letztlich die Möglichkeit Bindungsangst und ungesunde Beziehungen für immer hinter sich zu lassen.

Alles Liebe,

Deine Maren

 

 

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