Eines ist mir, je weiter ich mich von meinen Erfahrungen einer toxischen Beziehung entferne, immer klarer geworden.

Wir werden in einer toxischen Beziehung knallhart in unserer Intuition getestet. Und wir werden an die Grenzen unseres Selbstvertrauens geführt.

So oft meldet sich in solchen Situationen die Intuition, so oft gibt es eine innere Stimme, die dir gerade sagt, dass irgendetwas nicht stimmt oder hier nicht richtig läuft. Und so oft (meistens von Anfang an) hören wir einfach nicht auf diese Stimme und verdrängen unsere Intuition.

Die eine Seite ist, dass wir etwas anderes glauben wollen, als das, was wir intuitiv spüren können – denn hier wird gerade eine tiefe Sehnsucht, ein inneres Muster bedient und das wollen wir nicht einfach aufgeben. Wir spüren vielleicht etwas, das wir schon so lange nicht mehr gespürt haben und die Vorstellung das loszulassen erscheint uns irgendwie nicht richtig – schließlich haben wir uns viel zu lange danach gesehnt, viel zu lange darauf gewartet – wir können uns nicht einfach ernüchtert und es besser wissend abwenden. Die Verführung ist viel zu süß – der Wunsch endlich erlöst zu werden, viel zu groß.

Also lassen wir uns auf die Sache ein, überhören unsere Intuition und denken wir tun uns selbst damit einen großartigen Gefallen!

So beginnen wir also schon uns selbst zu täuschen. Vielleicht ist die Sache hier noch nicht ganz so dramatisch, aber es ist definitiv der Beginn einer Verleugnung der eigenen Intuition und Wahrheit.

Wenn wir uns dann in dieser ungesunden bis toxischen Beziehung befinden und uns eingelassen haben, geht etwas anderes los, das die Situation zusätzlich schwächt.

Irgendwann kippt das Ganze und die schöne Anfangszeit ist vorbei – das ist der Charakter einer toxischen Beziehung! Auf einmal ist alles anders. Wir bekommen nicht mehr die Aufmerksamkeit, es wird sich keine Mühe mehr gegeben, Verachtung wird zum Alltag. Unser Partner entfernt sich physisch und emotional immer mehr von uns und wir selbst werden immer abhängiger und brauchender.

Vielleicht ahnen wir langsam, dass hier etwas nicht stimmt und dass unsere Bedürfnisse überhaupt keinen Platz mehr haben und es nur noch um die Bedürfnisse des anderen geht. Oder wir werden abgewertet und merken, dass hier absichtlich Punkte getroffen werden, die uns sehr wehtun. Oder wir spüren, dass wir in dieser Beziehung nicht nur zu zweit sind, sondern unser Partner womöglich fremdgeht oder sich für andere anfängt zu interessieren.

Und natürlich, wie könnte es anders sein – wird all das verharmlost und heruntergespielt.

Dann heißt es wir würden Gespenster sehen und seien übertrieben empfindlich oder unbegründet eifersüchtig.

In einer toxischen Beziehung versteht dein Partner es meistens extrem gut, für Verwirrung zu sorgen, sodass wann immer du ein Anliegen hattest und dich verletzt gefühlt hast – du am Ende letztlich Schuld an der ganzen Situation oder Auseinandersetzung bist und dich auch unglaublich schuldig fühlst, obwohl du eigentlich das Gefühl hattest dir wird Unrecht getan.

Da sehr emphatische Menschen dann meistens die Schuld bei sich suchen und eher narzisstische Personen die Schuld immer von sich abwenden, fängst du (wenn du der eher emphatische Partner bist) an dir selbst zu misstrauen und eher deinem Partner als dir zu glauben. Natürlich wollen uns narzisstische Partner auch immer glauben machen, dass sie uns besser kennen würden als wir selbst und weil sie genau wissen, wo sie unsere Knöpfe drücken müssen, denken wir, dass das auch stimmen könnte.

So beginnt eine Abwärtsspirale und du entfernst dich immer weiter von deiner Intuition.

Je stärker sie aufschreit, desto stärker und eindrucksvoller werden die Geschichten und Argumente deines Partners, bis du am Ende wirklich glaubst du hast einfach komische Muster uns wirst von jeder kleinen Sache getriggert.

Ich habe erst viel später festgestellt, dass die ganze Beziehung hindurch meine Intuition richtig war! Direkt nach dem Ende der Beziehung war ich noch davon überzeugt, dass ich alles falsch gemacht habe, aber als ich immer mehr Abstand dazu bekam und andere Geschichten, die ähnlich verlaufen sind, gehört habe, fing ich an zu hinterfragen, ob ich mich wirklich getäuscht hatte und ob ich wirklich so schwierige Muster habe, die Gespenster sehen wollen, wo keine sind.

Nun muss ich sagen, sicherlich ist irgendwie beides der Fall. Bestimmt hatte ich eine Tendenz dazu eher mal von etwas Schlechterem auszugehen und war innerlich weniger stabil und unsicher. Aber vielleicht kann man sich auch da die Frage stellen, wie sehr triggert jemand etwas in uns und ist das überhaupt notwendig?

Mit notwendig meine ich – wären wir mit einer Person zusammen, die einigermaßen stabile Bindungsmuster hat, würden wir wahrscheinlich auch nicht so sehr getriggert werden.

Weiterhin bekommen wir aber gleichzeitig in so einer Beziehung auch Gründe geliefert, die uns aus gutem Grund Angst machen oder uns unsicher werden lassen. Es bedingt sich also irgendwie gegenseitig.

Was dann passiert ist, dass unser System einfach von den Gegebenheiten und der Dynamik, welche in der Beziehung herrschen, noch weiter verwirrt wird.

Wir wissen einfach nicht wo richtig und falsch anfängt und wo wahr und unwahr aufhört. Damit sind wir anfällig für Manipulation und emotionale Abhängigkeit und es ist tatsächlich unglaublich schwer aus dieser Schleife auszubrechen. Das Ausbrechen geschieht meist erst dann, wenn wir wirklich am Ende mit unseren Kräften sind und wir spüren, dass wir einfach nichts mehr machen können.

Erst wenn die Beziehung vorbei ist, wenn wir beginnen zu verarbeiten was passiert ist und wenn wir wieder mehr Nähe zulassen können, fangen wir wieder an zu lernen, was es bedeutet auf unsere Intuition zu hören und ihr (und damit uns) auch wieder zu vertrauen. Ich selbst habe diese Störung oder Verstörung als sehr massiv und nachhaltig empfunden! Ich habe auch heute noch Momente, in denen ich mir ganz bewusst sagen muss – “ja, du kannst dir vertrauen, du konntest dir auch immer vertrauen, du hast es nur nicht gewusst und jemand anderem mehr Vertrauen geschenkt.”

Ich habe erst mit der Zeit gelernt, wie es sich anfühlt, wenn du dir wirklich wieder vertraust und dich nicht beirren lässt. Wenn du einfach weißt, du kannst dich auf dich selbst verlassen.

Das ist ein sehr schönes Gefühl und ich bin froh, dass ich wieder so fest mit meiner Intuition verbunden bin. Aber dort hinzukommen war auch mit Ängsten verbunden und es hat mich wirklich Mut gekostet diesen Weg zu gehen. Das Schöne ist, dass ich mir inzwischen viel mehr vertraue, als ich es früher getan habe und dass ich meine Intuition als Wegweiser und Instrument benutze, wie ich es früher nicht getan hätte und wahrscheinlich auch gar nicht in der Lage dazu war.

Ich denke alleine, wenn du dir klarmachst, dass das Vertrauen in deine Intuition gelitten hat, bist du schon ein gutes Stück weiter. Denn dann entwickelst du eine Aufmerksamkeit für das Thema und wirst sensibler dafür was in dir vorgeht.

Im Alltag, auf der Arbeit, mit Familie und Freunden kannst du gut testen, wie gut du mit dir verbunden bist.

Ich würde dir empfehlen, das als Spielfeld zu nutzen und hier sicherer zu werden, bevor du das in Sachen Liebesbeziehung tust.

Lass dir Zeit damit dich auf jemand neuen einzulassen, denn am Anfang kann es gut sein, dass dir dein Gefühl noch einen Streich spielt und du getriggertes Muster mit Intuition verwechselst. Lass dir Zeit damit und beobachte dich genau. Rede offen über deine Gefühle und die Ängste, die auftauchen, ohne direkt hineinzufallen und selbst zu diesen Emotionen zu werden.

Aber vor allem hab Geduld mit dir!

Eine toxische Beziehung ist kein Spaziergang und hinterlässt Wunden die einfach eine gewisse Zeit brauchen, bis sie so verheilt sind, dass du die toxische Beziehung nicht auf alles Neue projizierst.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim (wieder-) Hervorholen deiner Intuition. Das Schöne an der Intuition ist, dass sie im Unterschied zum Verstand nicht zig Variablen und Faktoren abgleichen muss – sie weiß es einfach. Daher ist es so sinnvoll dieses Instrument zu nutzen und täglich einzusetzen!

Alles Liebe,

Maren

 
 

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