Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie in einer toxischen Beziehung sind bzw. erkennen diese nicht als solche, da sie deren Muster und Dynamiken von Kindheitstagen gewöhnt sind und im Prinzip gar nicht wissen wie eine gesunde Beziehung eigentlich aussieht.

 

Im Folgenden möchte ich dir einige Hinweise geben, was eine toxische Beziehung auszeichnet. Daran kannst du dann für dich selbst erkennen, wo du dich befindest und ob du deine Beziehung eventuell überdenken solltest.

Zunächst möchte ich dir einen Einblick geben, wie es mir selbst ergangen ist, um dir anschließend ganz konkrete Anzeichen aufzuzählen.

 

Vor einigen Jahren lernte ich meinen Exfreund kennen. Damals war ich in einer Phase, in der ich nicht so besonders an einer Beziehung interessiert war und genug mit mir selbst zu tun hatte.

Ich hatte eine Vergangenheit mit verschiedenen, mehr oder weniger langen Beziehungen und hatte oft die Erfahrung gemacht, dass entweder die Männer, die ich wollte, nicht verfügbar waren – oder ich selbst, auch wenn der Mann noch so nett war, immer wieder die Reißleine zog und das Ganze beendete. Ich fühlte mich schnell eingeengt und unwohl, weil ich das Gefühl hatte bestimmten Erwartungen nicht entsprechen zu können, oder nicht so sein zu können wie ich bin.

Heute weiß ich, dass ich noch nicht mal überprüft habe, ob diese Erwartungen überhaupt existieren – ich ergriff lieber die Flucht. Nähe machte mir Angst.

Dann lernte ich meinen Exfreund kennen. Er war ein neuer Kollege und schien irgendwie von Anfang an interessiert. Er machte mir Komplimente, schenkte mir besonders viel Aufmerksamkeit und erzählte auch allen anderen, was er über mich dachte. Ich blieb jedoch weiterhin auf Distanz. War zwar höflich, aber erklärte ihm, dass ich nicht an einer romantischen Sache interessiert sei, falls er das im Sinn hätte.

Er akzeptierte das, steckte mir aber immer wieder kleine Nachrichten und Liebesbriefe zu. Es schien okay für ihn, dass ich nicht auf demselben Standpunkt war wie er.

Eines Tages lud er mich zu sich zum Mittagessen ein. Da ich ihn mochte und wir uns gut unterhalten konnten, sagte ich zu. Er gab sich unendlich viel Mühe ein Essen zu zaubern und auch danach blieb er einfach geduldig und schenkte mir einfach weiterhin Aufmerksamkeit. Es war alles sehr intensiv und ich hatte noch nie erlebt, dass jemand sich derart um mich bemüht. Er stellte mich auf einen Sockel und irgendwie ließ ich es mir gefallen, obwohl ich intuitiv spürte, dass das nicht so ganz gut sein kann.

Irgendwann, nachdem er mir einen wundervollen Geburtstag bereitet hatte, beschloss ich mich einfach mal für diese Sache zu öffnen. Ich dachte, vielleicht muss ich es einfach mal zulassen, auch wenn ich Angst habe mich zu öffnen. Dieser Mann liebt mich so sehr, was soll schon passieren?

Was soll ich sagen, eine wunderschöne Zeit begann. Wir unternahmen viel, er war so kümmernd und aufmerksam und wir machten immer mal wieder schöne, kleine Wochenendtrips. Wir verstanden uns so gut und zum ersten Mal fühlte mich so richtig angenommen.

So ziemlich genau ein halbes Jahr später begann das Ganze zu kippen. Wir waren gemeinsam im Urlaub und er fing danach einen neuen Job an. Bis dahin gab es immer mal wieder Phasen, in denen wir in endlosen Diskussionen gefangen waren und ich immer das Gefühl hatte ich verstehe ihn nicht richtig, oder ich verhalte mich irgendwie nicht richtig. Das Ende war oft, dass ich weinen musste und er dicht machte. Allerdings war das noch in einem erträglichen Rahmen. Das verblüffende für mich war, dass diese Diskussionen oft wie aus heiterem Himmel anfingen.

Mit dem Wissen über toxische Beziehungen oder Verhaltensweisen, das ich heute habe, hätte ich allerspätestens da merken sollen, dass etwas nicht stimmt.

Als er seinen neuen Job begann, war er auf einmal unglaublich beschäftigt. Blieb oft viel länger auf der Arbeit, machte keine Wochenenden und sagte mir oft ab. Ich fand mich alleine und spürte ein unglaubliches Verlassenheitsgefühl. Ich konnte mir meine Heulanfälle, die das auslöste, nicht erklären. Ich wusste nur, dass es schonmal eine Phase mit einem anderen Mann, einige Jahre zurück gab, in der sich das genauso anfühlte und ich wusste auch, dass ich dieses Gefühl irgendwie aus meiner Kindheit kannte.

Ich erkannte, dass ich unglaubliche Verlustangst hatte und diese Traurigkeit einfach nicht kontrollieren konnte. Dies verursachte, dass er sich weiter von mir entfernte.

Unser Leben war unstet. Er wechselte immer wieder die Jobs (wobei immer die anderen Schuld waren), wir zogen mehrmals um und seine Launen schwankten stark. Oft blieb er einfach Nächte lang weg und ich wusste nicht, wo er war.

Es war kaum erträglich für mich. All die Nettigkeiten, die Liebe, die Aufmerksamkeiten waren auf einmal weg. Ausgetauscht durch Vorwürfe, Kleinmachen, Lächerlichmachen. Er war ein Meister meine und seine Worte zu verdrehen und entschuldigte sich nie, bzw. ich war immer diejenige, die ein Problem hatte.

Manchmal gab es Situationen, in denen er nach Hause kam und weinte und sich entschuldigte. Meinte ich wäre zu gut für ihn, ich hätte seine Art nicht verdient und er sei ein Monster. Ich beteuerte, dass wir das schon hinbekommen würden, da wir uns schließlich lieben und ich ihn verstehe. Wie naiv! Und wie unangebracht verständnisvoll! Heute würde ich es natürlich nicht mehr so machen… Wir befanden uns in der Spirale abwärts, denn die Situation wurde immer schlimmer.

Eines Tages gestand er mir, dass er einen Rückfall mit Drogen hatte. Ich wusste, dass er früher mal ein Problem mit Drogen gehabt hatte, aber dachte immer (so sagte er es) das sei längst vorbei. Mit diesem Vorfall kamen viele, schlimme Wahrheiten ans Tageslicht. Ich erkannte wie oft er mich belogen hatte und wie schwerwiegend sein Drogenproblem war. Ich befand mich mitten in meinem eigenen Alptraum. Wie konnte ich so weit kommen? Wie hatte ich es hierhin geschafft? Das waren ja die Storys, die man sonst nur aus irgendwelchen Talkshows kannte. Ich war so verletzt und schämte mich gleichzeitig so sehr. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich allerdings immer noch, dass ich ihn liebte. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt vielmehr emotionale Abhängigkeit als Liebe!

Eines Tages hielt ich das Ganze nicht mehr aus und ich entschloss mich kurzfristig mich auf der Arbeit abzumelden und ein paar Tage zu meinen Eltern zu fahren. Obwohl ich das mit keinem Wort gesagt hatte, war das für ihn der Schlusspunkt. Ich hatte die Beziehung beendet. Bis dahin hatte ich soviel seelischen und emotionalen Schmerz erfahren und war ausgelaugt von seiner ständigen Manipulation. Ich war froh ein paar Tage nicht in seiner Nähe zu sein, hielt es aber trotzdem kaum aus, nichts von ihm zu hören.

Was folgte, war eine weitere Runde voller Chaos, Manipulation und Lügen. Ich möchte hier nicht weiter ins Detail gehen, um die Privatsphären anderer Personen zu schützen, aber ich hatte es mit einem Menschen zu tun, der log, betrog, manipulierte und alle Grenzen überschritt.

Irgendwann konnte ich mich herauswinden. Ich weiß noch wie schwer es für mich war, aber ich wusste intuitiv, wenn ich es jetzt nicht schaffe, dann weiß ich nicht was passiert und verliere komplett die Kontrolle. Mein Glück war, dass er inzwischen mit einer anderen Frau zusammen war und seine Aufmerksamkeit zu ihr floss. Ja, es war eine Dreieckssituation, aus der ich mich aber herausziehen konnte. Er ließ mich nach und nach immer mehr in Ruhe und mein Heilprozess konnte beginnen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt das Gefühl keine Lebensenergie mehr zu haben und mich komplett verloren zu haben. Ich wusste nicht mehr wer ich bin, was ich will und wieso ich überhaupt noch auf dieser Erde bin. Es fühlte sich so an, als sei ein geliebter Mensch gestorben und mein gesamtes Inneres gleich mit. Noch nie habe ich eine derartige Leere und Sinnlosigkeit erfahren. Aber etwas in mir wusste, dass es einen Weg gibt und dass da auch bald wieder Licht kommen wird. Ich spürte, dass es besser werden wird, wenn ich geduldig mit mir bin und mir die Zeit gebe zu heilen. Wenn ich darauf vertraue, dass das Leben sich um mich kümmern wird. Und genau so kam es. Schritt für Schritt wurde alles besser und das Leben erschien wieder sinnvoll und bunt.

Ich habe so vieles aus dieser Situation gelernt! Etwas das ich dir gerne mitgeben möchte, sind die Anzeichen, an denen du toxische Beziehungen erkennen kannst. Man nennt diese Anzeigen “red flags” – wenn du mehrere dieser red flags erkennst, kannst du davon ausgehen, dass deine Beziehung toxisch ist. Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst…

Hier ein paar Anzeichen:

 

Wie zu Beginn beschrieben, gibt es das sogenannte “love bombing” – das bedeutet, jemand überschüttet dich über die Maßen mit Aufmerksamkeiten und Liebesbeteuerungen. Vielleicht sogar so, dass dein Umfeld sich schon wundert!

 

Das “fast-forwarding” ist ebenfalls eine red flag. Soll heißen, wenn dein Gegenüber schon recht schnell weitere Beziehungsschritte eingehen will, oder über die Zukunft spricht. Gesunde Beziehungen entstehen langsam und beständig.

 

Du denkst vielleicht das ist dein “Soulmate” und er/sie fühlt genauso. Wenn man das Gefühl hat, diese Verbindung und diese Liebe ist nicht von dieser Welt – und das schon direkt am Anfang, ist meistens etwas faul. So leid es mir tut, dir das zu sagen, aber das ist ein recht deutlicher Indikator für einen toxischen Partner. Warum, erkläre ich genauer in meinem Kurs.

 

Der Sex ist einfach überwältigend und fühlt sich so an als wärst du auf Drogen. Ihr habt einfach eine unfassbar gute Chemie und erlebt wahnsinnig intensiven Sex. Ja, das kann sehr schön sein und ist auch echt eine Erfahrung wert. Allerdings, Vorsicht!! Diese Art von Intensität entsteht meist nur zwischen zwei Menschen, die sich auf ungesunde Art und Weise anziehen – leider…

 

Es geht ständig auf und ab. Das sind die sogenannten “on-off” Geschichten. Kennt eigentlich jeder zumindest vom Erzählen. Diese bringen Gefühle mit sich, die unter “Leidenschaft” deklariert werden – sind aber meist einfach ein Zeichen instabiler Verhaltensweisen und dem Ausleben von Mustern.

 

Solche Beziehungen tun ständig weh. Oh ja, das ist dann das, was man meistens im fortgeschrittenen Stadium erlebt. Der Partner ist immer wieder emotional oder körperlich nicht verfügbar und das kann unheimlich schmerzhaft sein. Auch ständiges Kritisieren und Fehler-Finden kann dazugehören.

 

Oft gibt es auch irgendeine Art von Dreiecks-Konstellation. Das heißt entweder ist tatsächlich eine dritte Person involviert, oder dein Gegenüber redet vielleicht ständig von anderen Frauen und erzählt wie toll diese sind, oder z.B. die Ex. Auf eine Art und Weise, die dir wehtut, weil du irgendwie das Gefühl hast, du bist nicht gut genug.

 

Als letzten Punkt möchte ich noch Abhängigkeit erwähnen. Zum einen gibt es in solchen Beziehungen verdeckt oder offen Anzeichen von Abhängigkeiten. Das kann Drogensucht, Alkoholsucht, Sexsucht, Spielsucht, Pornosucht etc… sein. Wenn Süchte im Spiel sind, kannst du davon ausgehen, dass dein Partner emotional nicht verfügbar ist, was eine toxische Beziehung geradezu heraufbeschwört. Damit einher geht oft eine Co-Abhängigkeit. Das heißt, du versuchst das Verhalten/die Abhängigkeit deines Partners irgendwie zu kaschieren oder findest Entschuldigungen und Ausreden dafür. Es ist nicht leicht sich einzugestehen, wenn man sich co-abhängig verhält, aber je eher du das tust, umso leichter kannst du dich da herausziehen.

 

Dies sind nun ein paar der deutlichsten Anzeichen für toxische Beziehungen. Ich hoffe sehr, dass meine Geschichte dir in irgendeiner Form geholfen hat und du vielleicht einiges wiedererkennst.

Wenn dem so ist, dann bist du auf jeden Fall schon auf dem Weg in die richtige Richtung.

Falls du dich also noch in einer solchen Beziehung befindest, zieh unbedingt die Reißleine und finde heraus, was dich noch hält! Du kannst dich damit auch immer gerne an mich wenden.

Falls du diese Beziehung jetzt hinter dir hast und dir gerade ein paar Lichter aufgehen – Gratulation!!

In jedem Fall kann es nur besser werden und ich wünsche dir von Herzen alles Gute auf deinem Weg der Heilung!

 

Alles Liebe,

Deine Maren

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