Das innere Kind – ein Thema über das ich lange schon schreiben wollte! Aber ehrlich gesagt, finde ich es ist kein einfaches Thema.
Ich weiß schon lange, dass es das “innere Kind” gibt. Ich glaube ich ab das erste Mal vor 8 Jahren von diesem Thema gehört bzw. der Auseinandersetzung damit. Ich hatte aber lange Zeit überhaupt keine Lust mich mal wirklich damit zu befassen. Natürlich habe ich meine Kindheit durchleuchtet und meine Vergangenheit untersucht, aber die “innere-Kind-Arbeit” ist ja auch eine spezielle Form damit umzugehen oder das anzugehen.
Es gibt viele Methoden sich dem inneren Kind zu nähern und heute bin ich der Meinung, dass es unglaublich wichtig ist das zu tun. Ich glaube, wenn du wirklich weiterkommen willst in der Arbeit mit der selbst, in Beziehungen mit Familie, Freunde und deinem Partner – dann kommst du daran nicht vorbei und es ist inzwischen auch fester Bestandteil meiner Arbeit.
Warum? Nun ja, wir alle wurden in unserer Kindheit verletzt und weggestoßen – das passiert unweigerlich. Bei dem einen ist es mehr passiert, bei dem anderen weniger, aber eigentlich trägt jeder diese Wunde in sich.
Um den Schmerz nicht zu spüren, oder um mit ihm umgehen zu können entwickelt man als Kind bestimmte Strategien und Mechanismen, die helfen die Psyche zu beschützen. Vor allem, wenn Verletzungen immer wieder passieren oder man etwas Traumatisches und Einschneidendes erlebt hat, versucht die Psyche des Kindes Wege zu finden, die diese beschützen. Da kann alles dabei sein – dicke Schutzmauern, sich nicht mehr fühlen wollen, Emotionen abstellen, niemanden nahe an sich heranlassen (man könnte ja wieder verletzt werden), Methoden um Aufmerksamkeit zu bekommen, distanziertes Verhalten, oder übermäßig extrovertiertes Verhalten, übermäßige Empathie oder Narzissmus – das Spektrum ist groß.
Diese Verhaltensweisen entwickeln sich dann zu Mustern, die sich fest in uns und dem Unterbewusstsein verankern, sodass wir uns oft nicht im Klaren darüber sind, welche Muster wir abspielen.
Wir merken es meist erst dann, wenn wir in Beziehungen mit anderen an unsere Grenzen stoßen – oder mit uns selbst.
Üblicherweise suchen wir dann die Ursache im Außen. Wir denken da draußen ist irgendetwas passiert und jetzt habe ich ein Problem. Dabei ist die Umgebung nur ein Spiegel unseres Innenlebens. Was wir in uns nicht sehen und wahrnehmen können, wird im Außen sehr deutlich!
Wir erkennen die Problematik auch daran, dass wir beispielsweise immer die gleichen Situationen oder Partner anziehen. Wir haben Schwierigkeiten mit den gleichen Dingen und stoßen dort irgendwie auf eine Mauer, weil wir einfach keine Lösung finden oder keine Idee haben, wie wir mit der Situation jetzt umgehen sollen. Wir sehen nur, es ist gerade verdammt schwierig oder kompliziert. Wir sind extrem emotional.
Wenn das passiert, dann ist es höchste Zeit sich mit dem inneren Kind zu befassen. In diesen Situationen ist es nämlich so gut wie immer der Fall, dass nicht wir mit unserem erwachsenen-Ich getriggert wurden, sondern das Kind in uns, das die Situation oder die Dynamik aus früheren Zeiten kennt und sofort die Verletzung spürt.
Es kann sein, dass im Hier und Jetzt gar nichts Schlimmes passiert, aber das innere Kind reagiert auf die Situation und löst die Schutzmechanismen aus.
Ganz speziell in Liebesbeziehungen ist das ein Grund für Streit und Auseinandersetzung, für Schmerz der aus einer anderen Zeit stammt und dennoch jetzt gefühlt wird.
Der beste Weg ist sich zu fragen, ganz unabhängig vom Partner, was passiert da gerade in mir? Was fühle ich? Wieso bin ich gerade verletzt? Was löst das in mir aus? Woher kenne ich das? Kommt mir das bekannt vor? Hatte ich dieses Gefühl öfter in meiner Kindheit?
Es geht nicht darum, dass die Situation damals so gewesen sein muss, sondern das Gefühl. Wann hast du dich genau so gefühlt?
Wenn wir ganz ehrlich und aufmerksam in dieses Gefühl hineingehen und die Reise zurückgehen, dann sehen wir meistens relativ schnell, was hier passiert. Es kann auch einige Zeit dauern, bis man die Ursachen findet, aber alleine zu wissen, dass es von früher stammt, macht die Sache schon etwas leichter. Das bedeutet nicht, dass man von nun an nicht mehr getriggert wird. Es bedeutet, dass man den Trigger identifizieren kann, innehalten kann, aufhört dem Gefühl zu glauben und kurz mal durchatmet. Man kann das auch genauso kommunizieren. Man kann durchaus sagen, dass man sich getriggert fühlt, das aber erkennt und mal kurz einen Moment braucht, um das auf die Reihe zu kriegen.
Übung macht den Meister! Das Schöne ist, wenn man so offen an diese Sache herangeht, dann versteht der Partner natürlich viel besser was passiert und kann unterstützend wirken.
Ein weiterer Vorteil dieser Art der Arbeit an sich selbst ist, dass man natürlich auch bei anderen Menschen viel besser verstehen und erkennen kann, wenn die inneren Kinder am Schreien sind. Diese Erkenntnis führt dazu, dass du vielleicht einfühlsamer bist, die Reaktion des anderen nicht überbewertest und verstehst was in ihm vorgeht.
Es bringt dich auf vielen Ebenen weiter diese inneren Wunden zu verstehen. Du kommst dir selbst näher und du kannst andere auch besser an dich heranlassen.
Bei aller Auseinandersetzung damit empfehle ich aber am Ende immer sich nicht zu sehr damit zu identifizieren. Das ist für eine Zeit lang völlig okay, aber man darf das innere Kind dann auch irgendwann loslassen, oder sich dann damit Verbinden, wenn man an eine neue Stelle stößt. Es will jedoch auch losgelassen werden – denn heute sind wir erwachsen und wir haben erkannt, dass die Trigger durch frühere Erfahrungen ausgelöst wurden und mit dieser Erkenntnis wollen wir aus dem erwachsenen Ich heraus agieren.
Deswegen machen wir diese Arbeit ja – damit wir das Alte loslassen können und die Dinge aus einem höheren Bewusstsein heraus handhaben können.
Alles Liebe,
Maren